Hast du dich schon mal zum Sonnenbaden in die Innenstadt gelegt? Warst du schon mal bouldern in der Innenstadt? Hast du deinen Yogakurs schon mal in die Innenstadt verlegt? Hast du in der Innenstadt schon mal ein Konzert besucht? Wahrscheinlich nicht.
Durch ihren Konsumfokus ist die Hamburger Innenstadt ein sehr homogen genutzter Ort, welcher im Widerspruch zur allgemeinen Flächenknappheit in Großstädten steht. Als Kollektiv Kwartier setzen wir uns mit der Nutzung des öffentlichen, innenstädtischen Raumes auseinander. Warum wird das Leben in urbane Randbezirke verlegt, während Orte wie die Innenstadt vielfältig nutzbar wären?  
"Nimm Platz" ist eine Intervention, bei der wir Quadratmeter in Form von textilen Sitzgelegenheiten an Orten in der Innenstadt installieren. Vorbeilaufende Menschen sind eingeladen darauf Platz zu nehmen oder sie mitzunehmen. Mit unseren portablen Quadratmetern wollen wir Freiflächen in der Innenstadt sichtbar machen und sie für die Gesellschaft zurückerobern. Unser Ziel ist, dass diese Sitzdecken im Alltag einen Platz finden. 
Beansprucht öffentlichen Raum, erkennt ihn als euren eigenen an und nehmt Platz!

Die Intervention „Nimm Platz“ fand am 17. August 2021 in der Innenstadt in der Mönckebergstraße in einem Radius von ca. 100m um den Gerhard-Hauptmann-Platz herum statt.
Wir beobachteten die Passant_innen dabei, wie sie auf unsere Aktion reagierten ohne uns als Akteure erkennen zu geben. 
Die textilen Quadratmeter wurden von den Passant*innen teilweise so angenommen, wie wir es uns vorgestellt hatten. Ebenso wurde unsere Intervention von einigen ignoriert. Daraus entwickelten sich unsererseits Überlegungen, wie sich eine noch größere Aufmerksamkeit generiert ließe. Angeregt durch diese Erfahrung, planen wir weitere Interventionen unter angepassten Bedingungen durchzufuehren.
Kreativität entspringt aus Interaktion und wir merkten schnell, dass wir ohne einen Austausch in persona an unsere Grenzen stießen. Die digitale Interaktions-Barriere verlangsamte Diskussionen, Entscheidungen und erschwerte einen anregenden „Ideen-Austausch“. Ohne das Format der Workshops hätten wir nicht die vollständige Kraft aller zehn Teilnehmenden bündeln können, um unserem Projekt und dem Kollektiv die nötige Energie zu verleihen.
 
In diesen letzten zwei Wochen des Semesters spuerten wir, was uns in den vergangenen Monaten fehlte. Diese Erfahrung zeigte uns, was die kollektive Arbeit wirklich ausmacht; wie sich eine Gruppendynamik verselbstständigt und vermeintliche Banalitäten wie eine gemeinsame Kaffeepause die Arbeitsmoral exponentiell steigen lässt.
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Unsere gemeinsame Arbeit am Projekt schweißte uns als Kollektiv Quartier noch enger zusammen und auch, dass wir uns nach dieser sehr langen digitalen Zeit nun in Real begegnen und austauschen konnten, bereicherte alle und stärkte unsere Motivation.
Nach der intensiven Arbeit in den Zinnwerken folgten weitere zwei Tage für die Fertigstellung unser textilen Quadratmeter. Wir meldeten uns im Freiraum des MK&G Hamburg an. Dort gab es die Möglichkeit frei zu arbeiten und unser Projekt zu vollenden. In diesen weiteren arbeitsreichen Tagen fertigten wir 32 textile Quadratmeter. 
Unsere Arbeit bestand aus folgenden Schritten: Stoff und Plane zuschneiden, Stoff einfassen, bedrucken und bügeln, Stoff und Plane verbinden, wenden, erneutes Bügeln, Nähte schließen. Der Prozess hinter jeder unserer handgemachten textilen Quadratmeter war äußerst arbeitsintensiv. Alle Mitglieder des Kwartiers waren daran beteiligt.